Gründung und Entwicklung des Bezirkslandfrauenvereins Michelstadt

Interview von Marion Sattler mit den Gründungsmitgliedern Marie Fornoff (Lützelbach) und Ilse Hartmann (Michelstadt) anläßlich des 50-jährigen Bestehens des Bezirksvereins Michestadt

 

Vorgeschichte

1951 trafen sich die ersten Landfrauen im Landwirtschaftsamt in Michelstadt. Das Haus gehörte der Landwirtschaftkammer. In verschiedenen Räumen waren der Bauernverband und die Landjugend untergebracht, auch die Landfrauen hatten dort ein Landfrauenzimmer eingerichtet. Es trafen sich unter anderem Lisbeth Gärtner (Michelstadt), Elise Hörr (Hüttenthal), Anneliese Meisinger (Kirch-Brombach), Margot Roßbach (Erbach), Annemarie Würz (Michelstadt) und Ilse Hartmann (Michelstadt). Sie war Leiterin der Abteilung Hauswirtschaft im Landwirtschaftsamt bzw. Geschäftsführerin des Kreisverbandes. Der Kreisverein Michelstadt setzte sich aus dem Verein ehemaliger Landwirtschaftsschüler zusammen. Die Landfrauen gruppierten sich um Elise Hörr und Annemarie Würz. Dort waren im Winter die ersten Zusammenkünfte und Veranstaltungen. Nach Auskunft von Ilse Hartmann gab es eine Mädchen- und eine Jungenabteilung. Die sehr umfangreiche Ausbildung erstreckte sich über zwei Jahre.

  

Im Winterhalbjahr 1951/52 wurden viele Aktivitäten entwickelt, zum Beispiel wurden Koch- sowie Bastel- und Nähkurse abgehalten. Im Gasthof „Geisberger Hof“, Hüttenthal, wurden Filme gezeigt u.a. über die bäuerliche Wohnkultur, über das Leben und Wirken von Albert Schweitzer. Vorträge mit den Themen „Vom Waschbrett bis zur automatischen Waschmaschine“, „Recht und Hofgesetz“, „Fortschritt und Lebensstandard der ländlichen Bevölkerung“ standen ebenso auf dem Programm wie eine Busfahrt zur Eisrevue nach Frankfurt. Auch im Gasthof „Zum Löwen“ (Langen-Brombach) und im Gasthof Hofmann (Ober-Kinzig) fanden verschiedene Veranstaltungen statt.

 

Wie sich Anna Kübler, Hüttenthal, bei der 40-Jahrfeier des Ortsvereins Unter-Mossau im Jahr 1994 erinnerte, fuhren die Landfrauen damals mit dem Eilzug nach Hanau in eine dortige Klinik zu einer gynäkologischen Reihenuntersuchung. Sie nimmt an, dass diese Unternehmung vom Landesverband getragen worden ist. Eine Vorsorgeuntersuchung wie heute über die Krankenkassen habe es damals ja noch nicht gegeben.

  

Auch Ilse Hartmann hat in den Ortsvereinen Vorträge abgehalten. Sie hatte eine Beratungsstelle für Erwachsenenbildung inne. Es wurde alles gelehrt, was mit dem Umfeld der Bäuerin zu tun hatte: Koch-, Näh- und Ernährungslehre, vom Wirtschafts- zum Wohngarten. Ein erster hauswirtschaftlicher Meisterkurs wurde zusammen mit dem Hausfrauenbund am Landwirtschaftsamt durchgeführt, die Leitung hatte hier Ilse Hartmann und Margot Roßbach (Erbach).

  

Anneliese Meisinger (Kirch-Brombach) war der fleißige Motor bei den damaligen Landfrauen. Sie hatte die besten Ideen und Einfälle was basteln, handarbeiten, turnen und tanzen anging. Bei ihr trafen sich aus den Ortsvereinen verschiedene Frauen. Sie haben dann ihr Wissen in die einzelnen Ortsvereine weitergegeben. Sie war auch Vorreiterin, zusammen mit Luise Brunner (Airlenbach) in Sachen „Ferien auf dem Bauernhof“.

  

Gründung

1954 wurde der Kreisverband in Bezirksverein Michelstadt umbenannt.

 

Als erste Vorsitzende wurde die Kreisvorsitzende Else Weyrich (Ober-Kinzig) gewählt. Sie hatte das Amt der Bezirksvorsitzenden von1954 bis 1968 inne. 1968 bis 1969 folgte Helga Johe (Sensbachtal). Aus gesundheitlichen Gründen hatte sie dieses Amt nur eineinhalb Jahre inne. Damals zählte der Bezirksverein sieben Ortsvereine. Es waren dies: Airlenbach, Kirch-Brombach, Lützelbach, Momart, Ober-Kinzig, Unter-Mossau und Sensbachtal. 1969 wurde das Landwirtschaftsamt in Michelstadt aufgelöst. 1969 übernahm Marie Fornoff (Lützelbach) das Amt der Bezirksvorsitzenden kommissarisch bis zur nächsten Wahl. 1972 wurde Marie Fornoff zu ersten Vorsitzenden gewählt. Sie hatte das Amt bis 1997 inne. In ihrer Amtszeit gründeten sich die Ortsvereine Bad König, Hainstadt, Kimbach und Würzberg. Auch die Idee von der bis heute jährlich in den einzelnen Ortsvereinen durchgeführte Veranstaltung „Lerne Deine Heimat kennen“ stammt von Marie Fornoff. 1987 wurde sie mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet und 1994 erhielt sie die bronzene Verdienstmedaille des Hessischen Landwirtschaftsministers. 1998 überreichte ihr der damalige Bundespräsident Roman Herzog den Bundesverdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. 1997 wurde dann Katharina Keil (Ober-Kinzig) als Nachfolgerin von Marie Fornoff als Bezirksvorsitzende gewählt.

 

Christel Götzinger-Heldmann (Ober-Kinzig) wird 2005 Bezirksvorsitzende und ist es bis heute.